Raubkunst vs Beutekunst

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Wenn es um die Aufarbeitung der deutschen kolonialen Vergangenheit geht, fallen häufiger die Begriffe Raubkunst und Beutekunst. Doch was bedeuten diese Begriffe eigentlich? Es gibt Unterscheidungen, die die historische und juristische Korrektheit beeinflussen.

Mit dem Begriff Raubkunst werden die Kulturgüter (Bilder, Bücher usw) bezeichnet, die in der Zeit des 2. Weltkrieges (1933-1945) durch die Nationalsozialisten den Juden und Jüdinnen und anderen Verfolgten weggenommen wurden. Die offizielle Bezeichnung lautet NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter. Allerdings wird in diesem Fall meist von Raubkunst gesprochen, damit der Aspekt der Verfolgung in den Vordergrund rückt.

Als Beutekunst werden jene Kulturgüter bezeichnet, die in Kriegen oder kriegsähnlichen Situationen vermutlich unrechtmäßig entwendet wurden. Hierzu zählen vor allem die während der deutschen Kolonialzeit entwendeten Gegenstände und Kunstwerke aus den ehemaligen deutschen Kolonien. Häufig wird für diese fälschlicherweise ebenfalls der Begriff Raubkunst verwendet. Der Unterschied zwischen beiden Begriffen lässt sich also durch den rechtlichen Hintergrund erklären. Während die gestohlenen Kulturgüter im 2. Weltkrieg eindeutig als illegal entwendet gelten, ist dies im Zusammenhang mit der Kolonialzeit und den dort vorherrschenden Umständen deutlich komplizierter.

Zur Kolonialzeit gab es zwar Gesetze im internationalen Raum aber keine konkreten, die das Eigentumsrecht in den Kolonien regelten, beziehungsweise hatten die Kolonisierten selten Verfügungsrecht über sich und ihr Eigentum. Da sie dieses Recht nicht besaßen, ist auch die rechtliche Bezeichnung Raub in diesem Kontext falsch. Denn Raub ist die rechtswidrige Aneignung einer fremden Sache unter Anwendung von Gewalt gegen eine Person unter Friedensbedingungen.

Deshalb darf und sollte in diesem Kontext nicht offiziell von Raubkunst gesprochen werden.

Einhergehend mit den Begriffen Raubkunst und Beutekunst wird in den Debatten auch häufig über Restitution gesprochen. Das ist die Rückgabe der entwendeten Kulturgüter. Zu diesem Thema wird aber noch ein Beitrag mit einer ausführlichen Erklärung und dem aktuellen Stand folgen.

Quellen:

https://www.kunstdetektei.de/kunst/ns-raubkunst/

https://berliner-schloss.de/blog/was-in-der-raubkunst-debatte-zu-kurz-kommt/

https://nsraubgut.slub-dresden.de/ns-raubgut/